Olympus mischt ja weiterhin kräftig mit bei den spiegellosen Systemkameras und hat jüngst den dritten Sprössling aus der OM-D-Reihe eingeführt: die E-M10.

Ich habe die E-M10 als Zweitbody zur E-M5 angeschafft, womit die Lumix GX1 als bisher zweite Geige in Rente geschickt wird. Hier mein kleiner E-M10 Test und ein direkter Vergleich zur E-M5.

Die E-M10 ist in der OM-D-Hierarchie laut Olympus noch unterhalb der E-M5 angesiedelt, was sich hauptsächlich in der fehlenden Wetterfestigkeit und einem etwas abgespecktem Bildstabilisator, der anstelle von fünf lediglich über drei Achsen korrigiert, bemerkbar macht.

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Davon abgesehen, beherrscht die E-M10 so ziemlich das komplette Repertoire der größeren Schwester und erbt zudem noch ein paar Features der E-M1, dem aktuellen Flaggschiff der Reihe: Truepic VII Bildprozessor, WiFi-Modus, höher auflösendes Display, Focus Peaking, adaptive Anpassung der Sucher-Helligkeit in Abhängigkeit vom Umgebungslicht. Die E-M10 verzichtet ebenso wie die E-M1 auf einen Tiefpassfilter, was der Bildschärfe zugute kommen soll. Die E-M10 ist außerdem die erste OM-D, die über einen PopUp-Blitz verfügt. Der Blitz kann auch zum Auslösen von Slave-Blitzen verwendet werden.

Soviel zum Papier. Aber wie unterscheiden sich die beiden in der Praxis voneinander?

Optisch sind die Kameras beinahe Zwillinge. Die E-M10 ist zu jeder Seite hin ein paar Millimeter kürzer, die Textur des Gehäuses ist eine andere und die Speicherkarte hat kein eigenes Fach mehr sondern nimmt neben dem Akku Platz.

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A propos Akku: dummerweise kann die E-M10 mit den Akkus vom Typ BLN-1, die die anderen Modelle aufnehmen, nichts anfangen. Stattdessen wird der Typ BLS-5 verwendet, der auch in die PEN-Kameras kommt (BLS-1-Akkus sind lt. Olympus nicht kompatibel).. Aus meiner Sicht schade, denn das heißt, doch wieder zwei Ladegeräte in den Urlaub mitzuschleppen. Für Aufsteiger aus dem PEN-Lager auf der anderen Seite vielleicht wieder von Vorteil.

Ich hatte beide Kameras mit in Dubai und war mit der E-M10 sofort vertraut. Wer das Olympus-Menu-Labyrinth kennt, hat die Kamera schnell auf die eigenen Bedürfnisse eingerichtet. Vor dem Dubai-Trip hatte ich den optionalen Griff ECG-1 noch nicht bekommen können und muss sagen, dass sich die E-M10 und das Lumix G 35-100 f2.8, das die meiste Zeit montiert war, ergonomisch gesehen nicht so ganz grün waren. Der Griff der E-M10 ist trotz des sinnvollen Daumenknubbels auf der Rückseite bei größeren Objektiven einfach nicht so sicher. Und ich habe tendenziell eher noch kleinere Hände. Zudem steht das Objektiv leicht über die Kameraunterseite hinaus, was dazu führt, dass die Kamera, wenn man sie bspw. auf einem Tisch ablegt, den Boden nicht berührt sondern quasi über das Objektiv “kippelt”. Dies kann auch das Anbringen einer Stativplatte erschweren, da diese dann nicht mehr plan aufliegt sondern gegen die Objektivunterseite stößt.

Mit dem optional erhältlichen ECG-1 entspannt sich das “Problem”: der Halt ist deutlich besser, auch wenn der Griff nicht ganz so ausgeformt ist, wie beim HLD-6 an der E-M5. Sehr praktisch: ist der Griff montiert und der Akku oder die Speicherkarte müssen gewechselt werden, muss nicht herumgeschraubt werden. Stattdessen kann ein Teil des Griffes einfach ausgeklinkt werden, so dass das Fach zugänglich wird. Der Griff ist sauber verarbeitet, fühlt sich wertig an und schlägt lt. UVP mit knapp 70,- Euro zu Buche.

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Wo wir schon bei Ergonomie sind: der Druckpunkt der Knöpfe ist nicht so schwammig wie bei der E-M5. Ein Vorteil der fehlenden Wetterfestigkeit.

Ansonsten ist die E-M10 der deutlich schnellere Performer, wenn es um die Bedienung der Kamera geht. Das Wischen durch die Fotos bei der Bildwiedergabe, Verschieben eines eingezoomten Bildausschnittes zur Schärfekontrolle, Einstellungen ändern, alles ne ganze Ecke flotter als bei der E-M5.

Beim Autofokus hab ich ehrlich gesagt keine Unterschiede festgestellt. MFT-üblich alles schnell und treffsicher. Angenehm und erwähnenswert aber die mit 81 deutlich höhere Anzahl an Autofokusfeldern (gegenüber 35 bei der E-M5).

Der WiFi-Modus funktioniert im Zusammenspiel mit der iPhone-App hervorragend. Live-View ohne große Verzögerungen, Fernsteuerung der wichtigsten Einstellungen möglich.

Wenn ich mir die RAWs der Fotos, die in Dubai (hier mein Reisebericht) entstanden sind, ansehe, kann ich in Sachen Bildqualität keine nennenswerten Unterschiede feststellen und hochwissenschaftliche 1:1 Vergleiche habe ich keine angestellt.

Die E-M10 gibt sich in der Praxis jedenfalls keineswegs als “kleine Schwester”, sondern als ausgewachsene und vollwertige Micro Four Thirds Kamera, die der E-M5 mindestens auf Augenhöhe begegnet. Sodass sich der potentielle Käufer tatsächlich fragen muss, ob die E-M10 nicht im Vergleich die bessere Wahl darstellt. Denn wer auf ein wetterfestes Gehäuse und das Quentchen mehr Bildstabilisator verzichten kann (von dem in der Praxis ehrlich gesagt nicht viel zu merken ist), bekommt eine Kamera die unter der Haube mehr auf dem Stand der Technik ist als die im März 2014 zwei Jahre alt gewordene E-M5.

Einzige Wermutstropfen sind für mich die Sache mit den Akkus und, dass die max. Verschlusszeit bei 1/4000 Sek. liegt. 1/8000 wären schön gewesen und hätte man vielleicht auch erwarten dürfen. Auf der anderen Seite musste Olympus wohl auch irgendwo (künstlich) die Leistungsmerkmale beschneiden, damit die Modelle nicht zu nah beieinander liegen.