Ich hatte die Gelegenheit, den P3 von B&W einem kurzen Test zu unterziehen, was mich als Kopfhörer-Narr freute. Das kleine Teil gefällt mir optisch unheimlich gut und die Verarbeitung ist top. Aber überzeugt der knapp 200,- EUR teure Unterwegs-Kopfhörer auch klanglich?

Zunächst will der Bengel aus seiner Schachtel befreit werden. Das geschieht ohne größere Querelen, alles fühlt sich wertig an. Ein bisschen wie ein iPhone oder iPad auszupacken.

Der P3 liegt in der dafür vorgesehenen Aufbewahrungsbox, die leider nicht mehr ganz so anmutig ist: Plastik-Fantastic und der Schnappverschluss der Box wirkt wie ein billigeres Brillenetui. Trotzdem findet der Kopfhörer darin sicheren Halt und lässt sich relativ flott ein- und wieder auspacken.

P3_img_8740Sobald man den P3 aus seinem unwürdigen Plastikbett geholt hat, wird sofort deutlich, dass das Ding ein Leichtgewicht ist. Trotzdem fühlt er sich wertig an: da knarzt nichts, alles wie aus einem Guss, der Verstellmechanismus am Bügel nicht zu leichtgängig. Fein gemacht, B&W.

Der Tragekomfort ist gut. Das Material der Ohrpolster (im B&W-Marketing-Sprech “Akustisches Gewebe”) fühlt sich angenehm an. Ich hatte etwas Bedenken, dass der Hörer beim Tragen vornüber kippt, da er gefühlt etwas Schlagseite in die Richtung hat. Das liegt wohl daran, dass er  – zumindest bei meiner Anatomie – relativ weit vorn auf den Ohren sitzt. Im Sitzen sollte da nichts passieren, für den kleinen Sprint zur U-Bahn allerdings –  könnte ich mir vorstellen – evtl. nicht so ganz geeignet.

Bis hierhin alles gut, und der Klang?

Vorab: das Hörempfinden ist grundsätzlich eine sehr subjektive Angelegenheit. Im Zweifel ist grundsätzlich der Selbstversuch zu empfehlen.

P3_img_8743Den P3 aufgesetzt ans iPhone angeschlossen und quer durch die Playlist gesprungen. Erster Eindruck: wo sind die Höhen? Das Klangbild ist äußerst “dumpf”. Der Bass zwar relativ präsent aber Höhen und Mitten sind für mein Empfingen viel zu wenig differenziert. Ernüchterung. Ich bin von meinem Denon D5000 relativ verwöhnt und will den Maßstab für einen Unterwegs-Kopfhörer dieser Größe auch gar nicht anlegen. Aber für knapp 200 Euro…?

Ich habe im direkten Vergleich meinen knapp 10 Jahre alten Koss Porta Pro gegen den P3 antreten lassen, der preislich (und optisch sowieso) in einer komplett anderen Liga spielt (bei Amazon gerade mal 28,- EUR, UVP liegt bei 59,- EUR). Ich hatte den Porta Pro schon länger nicht mehr laufen, aber war gleich überrascht wie viel angenehmer mir dieser im Vergleich zum P3 ist. Der Koss ist zwar berühmt für seine Basslastigkeit aber hier gehen bspw. Stimmen nicht irgendwo im Bassbrei unter sondern sind klarer zu orten.

Unterm Strich empfinde ich es fast als schade, dass der P3 mich klanglich nicht überzeugen konnte. Man will ihn eigentlich mögen. Er sieht klasse aus, fühlt sich toll an. Aber am Ende zählt dann eben doch nur der Klang und den muss jeder für sich selbst bewerten.

Hier noch mal zum Anschauen (anhören werd’ ich mir das nicht mehr):